Gerd H. Köpke
Leguane 51 - 60
http://www.gerdhkoepke.de/leguane-51---.html

© 2022 Gerd H. Köpke

Was Sie erwarten können

  • Wir stellen Ihren Leguantext ins Netz
  • Wir stellen auch andere Texte von Ihnen ins Netz, wenn Sie von der Muse geküsst sind!
  • Wir werden Bilder ausstellen
  • Wir verweisen auf eigene oder fremde Fundsachen
  • Ihre (begründeten) Literaturhinweise und Theaterempfehlungen
  • ... mal sehen, wie es sich kreativ entwickelt

51. und 52.

Die Bazille, die Bazille
schießt die Sporen mit der Zwille
dir direkt auf die Tonsille.
Da hilft auch nicht die Kamille
oder gar ein Glas Promille.
Wirfst du auch mit der Pastille,
schreibst dem Viech eine Pasquille
in die heiße Halskokille!
Da lacht sie nur laut und schrille,
macht im Kehlkopf kille kille.
Was bedeutet schon dein Wille,
wenn der Husten als Flotille
birst in deine Lebensstille,
und dir zirpt im Ohr die Grille!
Selten hilft dir die Mantille,
schützt dir Nase, Mund, Pupille.
Doch dann hilft ihr die Virille!
Die Bazille, die Bazille.

Das Kuckucksei, das Kuckucksei
entstand bei einer Liebelei
in einer kalten Sakristei.
Zwar wollt die brave Loreley
nur beichten eine Träumerei
- denn Sünde ist so mancherlei
– doch war der Kaplan jung und frei.
Er lockte sie mit Schmeichelei
zu einer kleinen Tändelei.
Gern ließ sie locken – einerlei,
wir wissen, es gibt solcherlei.
Es reimt sich oft – tanderadei
auf Kuckucksei, auf Kuckucksei.

53 und 54

Der Grizzlybär, der Grislibär
läuft wütend keinen Amok mehr.
Was waren das für gute Zeiten,
als in der Wälder weite Weiten
respektvoll jeder Mensch ihn mied.
Er galt als Gruselrequisit.
Doch mit den Präventionsprogrammen,
die zählen sich zu Kilogrammen,
beglückt seit kurzem alle Welt,
was jemals anders sich verhält.
So ist im Innern er beschämt
und brummt im Walde wie gelähmt
die Noten nur vom Bach`schen Air,
der Grizzlybär, der Grislibär.

Der Schimpanse, der Schimpanse
spielt im Zoo den comedianse,
denn der Menschen Lebenslage
ist wie eine vage Waage.
Schweres zieht ihn in die Tiefe,
Leichtes trägt ihn in die Höh,
auch wenn Leichtes mit dem Miefe
stinkt vor Geistes Diarrhöe.
Denn auf Quote muss wohl achten
und nach Eintrittsgeldern trachten,
wer im Käfig fristet Leben,
Licht und Luft gesiebt umgeben,
jeder der nur Seichtes kann,
der Schimpan, der Schimpan.

55 und 56

Die Meerkatze, die Meerkatze liegt
lässig faul auf der Matratze.
Sie will nicht an den Meeresstrand,
dort drohe nur der Sonnenbrand.
Sie fängt auch Mäuse nicht wie Katzen,
was Knöchel hat, will sie nicht schmatzen!
Sie will saftige Früchte schleckern
und mit den Futterneidern meckern.
So drehn sich hellwach ihre Augen,
ob andere an Früchten saugen.
Denn Lässigkeit ist nur ne Fratze,
die Meerkatze, die Meerkatze.

Das Kapital, das Kapital
empfindet es als große Qual,
dass es sich nicht im Turm vermehrt,
nur wenn`s  von Hand zu Hand verkehrt.
Im Golde wie in Unschuld baden
verhindert nicht, sich zu maladen,
verhindert nicht der Neider Neid.
Des Lebens ungemischte Freud
ward keinem Irdischen zuteil.
Wem Kapital das Seelenheil,
der kann sich nicht sein Lebtag freu`n.
Noch keinen sah`n wir fröhlich enden,
auf den mit immer vollen Händen
die Götter ihre Gaben streun.
Das Gold ist nicht der Menschheit Gral,
das Kapital, das Kapital.


57 und 58

Das Känguru, das Känguru,
es macht den Beutel auf und zu.
Zwar hat es keinen Reißverschluss,
denn Reißverschluss macht Scheißverdruss.
Auch schließt der Beutel nicht mit Kletten,
denn Kletten ziepen wie Pinzetten.
Die Schließe ist einfach Natur,
elastisch, frisch, ohne Tortur.
Und um den Nachwuchs zu beäugen,
ob der auch anstellig beim Säugen,
vergisst es rings die Austra-Welt,
in der als Beuteltier gestellt
es große Sprünge machen kann,
Touris zu fliehn, bergan, bergan,
ganz hoch hinauf auf Uluru,
- der Anangu schaut wissend zu -
das Känguru, das Känguru

Die Stechmücke, die Stechmücke
saugt das Blut mit feiner Tücke,
ob es dünne oder dicke,
sirrt so nachts zu ihrem Glücke
über Ehebettens Lücke,
schnuppert den Geruch von beiden,
kann sich taumelnd nicht entscheiden:
Seine Hand oder ihr Rücken,
wessen Blut soll sie jetzt pflücken?
Also nimmt sie Doppelschlückche,
das Stechmückche, das Stechmückche.

59 und 60

Der Backenzahn, der Backenzahn
liebt einen steilen Schneidezahn.
„Zusammen dann als Zackenbahn,“
wirbt flehentlich der Zahn-Galan,
„knacken wir jede Lebensnuss.“
„Verschone mich mit Stuss-Erguss!
Ich werde nicht nach innen minnen.
Zermalme du, was ich dir schneide,
und schick es in die Eingeweide!
Ich kann dem Maul zwar nicht entrinnen,
doch sitz ich hier an frischer Luft,
genieß den Ausblick, nicht die Gruft.
Mein Stern ist fern!
Ich schau verliebt mir Alkor an,
nicht Backenzahn mit Zackenwahn.“

Der Pensionär, der Pensionär
beginnt als Stunden-Millionär.
Doch Zeit ist noch kein Wert an sich,
es droht recht bald der Tatterich.
Die Augen brauchen ein Binokel,
im Ohr verharscht das Trommelfell.
Er bleibt als hero nicht mal local
mit sich allein im Zeit-Duell.
Die Tugend wächst, die Sünde darbt,
doch keine Sehnsucht ist vernarbt.
Er spielt den Weisen, Abgeklärten,
mutiert zum Weindiät-Experten.
Die Tugend der Unsicherheit
ersetzt der Jugend Dreistigkeit.
Und jeder Augenblick wiegt schwer
dem Pensionär, dem Pensionär.