11. April 2013
Der Begriff Kultur ist für mich] „Absolut nicht scheußlich. Scheußlich wird’s immer dann, wenn sie sich mit den Bettnässern des Feuilletons in Deutschland auseinander zusetzen haben. Kultur ist für mich ein kollektiver geistiger Erregungszustand, den ich immer erwünscht habe und immer herbeizuführen versuche. Ganz praktisch: An meinen Sets herrscht dieser stille, tiefe Erregungszustand.“ Werner Herzog im Interview, Zeitmagazin16/2013
18. März 2013
05. April 2012 (aus der SZ)
Gustav Mahler in Taipeh wird zum Wunder. Warum hier? Vielleicht drei Minuten des ersten Satzes sind gespielt, dann: Der Auftakt einer Viertelnote, wie ein langer Seufzer nach sehr tiefem Einatmen. Er löst plötzlich die Begrenzung der Zeit auf, und jeder Ausdruck nimmt sich von nun an wie von selbst die Zeit, die er braucht. Wehmutsvolles Todeslied. Simon Rattle gelingt es, loszulassen und Raum zu geben und: ES spielt. Durch alle vier Sätze hindurch spielen sie, als balancierten sie auf schmalem Grat, immer kurz vor dem Sturz ins Bodenlose
Man schaut aufs Orchester, sieht in die Gesichter. Es muss
gefährlich sein, da jetzt zu sitzen, denkt man, in dieser Energie,
die fast erschütternd ist. Bäume stürzen um, Brücken krachen in
Ströme, Fröhlichkeit kippt in den Wahnsinn. Und dann das
Schluss-Adagio, das ins Nichts geht, das die Auflösung aller
irdischen Bindungen so zärtlich vorwegnimmt, dass der Tod einem
nichts anhaben kann. Stille.
Dass dieses Wunder nicht nur im Konzertsaal, sondern auch in der
Arena geschieht, liegt nicht nur an der Qualität der Übertragung,
sondern daran, dass die Menschen hier offenbar fähig sind zu großer
Konzentration. 12 192, auch Kinder, hören 90 Minuten lang Mahlers
9. Symphonie. Niemand redet, knistert, isst oder trinkt oder
hustet.
26. Februar 2012
Caroline Link, über ihre Oscar-Nacht 1998, auf der ihr Debütfilm „Jenseits der Stille“ nominiert war: „ An viele Details kann ich mich nicht mehr genau erinnern, wohl aber an die Gefühle. Komischerweise waren die nicht so, wie man das erwartet, Glück oder Freude habe ich eher in stillen Momenten empfunden. Etwa am Strand oder ganz plötzlich unter der Dusche.
05. Januaer 2012
„ Im Mittag hoch steht schon die Sonne“, stellt Heinrich, der deutsche König fest, die Lage Elsas könnte nicht ernster sein. Ein Kämpe für ihre Sache wird gesucht, keiner ist in Sicht. Zweimal fordert ihn der Heerrufer auf, ein drittes Mal bittet Elsa selbst. Was verstreichende und doch so knappe Zeit bedeutet, das sagt die Musik, zu deren Mitteln die gesteigerte Wiederholung, das Echo und eben das “gespannte Stillschweigen“ gehört. Jetzt erst ereignet sich „das seltsam Wunder“.
Zitiert aus SZ, 31.12.2011, „Fünf vor zwölf in der Oper“
04. Januar 2012
und nicht zu vergessen:
Stille Nacht, heilige Nacht....
auch hier ist sie die Quelle des Neuen, der Hoffnung,
zumindest die Rahmenbedingung, der Katalysator
24. Dezember 2011
Noch mehr als früher war die Himmelsstraße 33 nun ein Ort der Stille, und es blieb nicht unbemerkt, dass das Duden Bedeutungswörterbuch sich gründlich irrte, was die Definition des Wortes und besonders die verwandten Wörter betraf. Stille mochte zwar Schweigen sein, aber keine Ruhe und ganz sicher kein Friede.
Aus: Markus Zusak, Die Bücherdiebin, blanvalet
14. Dezember 2011
Die Menge tat, was sie immer tut.
Während ich durch sie hindurchschritt, standen die Leute da und rührten in der Stille. Es war ein bescheidenes Gebräu aus unzusammenhängenden Gesten, gedämpften Sätzen und schweigender Unbehaglichkeit. Manche wandten sich ab.
Aus: Markus Zusak, Die Bücherdiebin, blanvalet
12. Oktober 2011
Mit einem stillen Menschen will ich wandern
Über die Berge meiner Heimat,
Schluchzend über Schluchten,
Über hingestreckte Lüfte.
Überall beugen sich die Zedern
Und streuen Blüten.
Aber meine Schulter hängt herab
Von der Last des Flügels.
Suche ewige, stille Hände:
Mit meiner Heimat will ich wandern.
(Else Lasker-Schüler)
10. Oktober 2011
krautige Stille der Ufer.
Die eine Schleuse noch. Am
Warzenturm, mit
Brackigem übergossen,
mündest du ein.
Vor dir, in
den rudernden Riesensporangien,
sichelt, als keuchten dort Worte,
ein Glanz.
(Paul Celan)
05. Oktober 2011
sie befreit, sie erlaubt den Traum,
den greifbaren Traum,
sie bereitet zum Glauben,
zum Glauben an Übersinnliches,
zum Deuten des Sinnlichen.
Sie ermöglicht die Lösung,
sie gestaltet Fragen, die nicht zu beantworten sind,
doch bleibt sie geduldig im Warten,
im Warten!
Stille befreit aus dem Labyrinth
der Dornenhecken, denn dies ist die Zeit
der Dornenhecken, die wuchern wirr
in die wenigen Wege.
Stille ist Wille, doch
Lärm macht willenlos, betäubt die Sinne,
verschlingt die Nähe zu dir selbst und zu anderen.
Der Löwe brüllt und klagend sein Opfer,
doch lauert Gefahr in der Stille, wenn er es jagt.
Stille ist Samen, der schweigend keimt,
Blätter und Wurzeln treibt und die Erde
mit dem Licht, der lichten Luft verbindet;
das alles ernährende Licht!
Stille ist milde,
lautloses Gefilde.
04. Oktober 2011
Alles, was er hörte, war das Knarzen ihrer Schuhe. Als Andrea einmal stehen blieb, blieb auch er stehen. Da erst hörte er die Stille.
Es war eine Stille, die alles verschlang. Eine Stille, die mit jeder Sekunde mächtiger wurde.
Noch nie war ihm bewusst geworden, wie unbarmherzig sein ganzes Leben mit Lärm ausgefüllt war. Dem Geschwätz seiner Familie, dem Hupen des Verkehrs, dem Wind in den Palmen, der Brandung des Indischen Ozeans, den Detonationen des Bürgerkrieges, dem Geschepper in den Küchen, dem Singsang der Tempel, dem Schrillen der Trams, dem Brummen des Verkehrs, dem Geschwätz seiner Gedanken.
Nun plötzlich diese Stille. Wie ein Kleinod. Wie ein Luxusartikel, auf den Leute wie er keinen Anspruch hatten.
.......
Aber die Stille war weg, geflüchtet wie ein scheues Tier.
( aus: Martin Suter, Der Koch, Diogenes )
23. September 2011
Da ich ein Knabe war, Rettet` ein Gott mich oft Vom Geschrei und der Rute der Menschen, Da spielt ich sicher und gut Mit den Blumen des Hains, und die Lüftchen des Himmels spielten mit mir. Und wie du das Herz Der Pflanzen erfreust, wenn sie entgegen dir die zarten Arme strecken, So hast du mein Herz erfreut, Vater Helios! Und, wie Endymion, war ich dein Liebling, heilige Luna. O all ihr treuen Freundlichen Götter! Dass ihr wüsstet, wie euch meine Seele geliebt! |
Zwar damals rief ich noch nicht Euch mit Namen, auch ihr Nanntet mich nie, wie die Menschen sich nennen, als kennten sie sich. Doch kannt ich euch besser, als ich je die Menschen gekannt, Ich verstand die Stille des Äthers, der Menschen Worte verstand ich nie. Mich erzog der Wohllaut Des säuselnden Hains Und lieben lernt ich Unter den Blumen. Im Arme der Götter wuchs ich groß ( Hölderlin) |
23. August 2011
Worte des Meng Hsiä (alt chinesisch)
Wenn einer alt geworden ist und das seine getan hat, steht im zu, sich in der Stille mit dem Tode zu befreunden.
Nicht bedarf er der Menschen. Er kennt sie, er hat ihrer genug gesehen.
Wessen er bedarf, ist die Stille.
Nicht schicklich ist es, einen solchen aufzusuchen, ihn anzureden, ihn mit Schwatzen zu quälen.
An der Pforte seiner Behausung ziemt es sich vorbeizugehen, als wäre es Niemandes Wohnung.
(zitiert nach der Rowohlt Monographie rm85, empfehlenswert!)
Ich bitte, diesen Text nicht misszudeuten, es ist der Text Hesses, eines Mannes von über 80, der Zeit seines Lebens Ziel ungezählter Besucher in Montagnola war. Ich werde meinerseits auch weiterhin Besucher freundlichst empfangen, ob sie analog an der Haustür läuten oder digital meine Mailbox nutzen. Dafür im Übrigen herzlichen Dank. Bleibt festzuhalten, dass Hesse sich in der Stille auf die endgültige Ruhe vorbereitet; die Stille ist nicht der Tod, sondern Teil des Lebens.
22.August 2011
Das Leben ist nach buddhistischer Ansicht mit einer Münze vergleichbar: Die eine Seite ist das Samsara (weltliche, relative Sicht), die andere ist Nirwana (überweltliche, absolute). Beide Seiten sind untrennbar miteinander verbunden. Nirwana ist kein Ort. Es ist kein Himmel und keine greifbare Seligkeit in einem Jenseits. Nirwana ist ein Abschluss, kein Neubeginn in einer anderen Sphäre. Es ist ein Wechsel in einen Zustand, in dem alle Vorstellungen und Wunschgebilde gleichsam überwunden und gestillt sind.
( aus wikipedia )
21. August 2011
in Beziehungen gehört. Dabei geht es um
>die Grundhaltung: Aus der Stille leben.
Diese Haltung bewirkt einen Wechsel
vom Tun zum Sein, von Begrenzungen zu
neuen Möglichkeiten. Dieser Mentalitätswechsel
schließt auch ein, dass wir von
Gott durch Zeiten der Stille und Wüstenerfahrungen
in eine neue Beziehung geführt
werden – zu ihm, zu uns selbst und zu anderen.
Wir können so in eine vertrauensvolle
Beziehung zu Gott hineinwachsen, der
Himmel und Erde geschaffen hat, und zu
Jesus, der Erlösung für diese Welt ermöglicht
hat. Wir fangen bewusster an, alles
von ihm zu erwarten. Damit sich diese neue
Haltung des Erwartens wirksam in uns ausbreitet,
brauchen wir Zeiten und Orte der
Stille, des Rückzugs.
Den Schlüssel zu diesem Mentalitätswechsel
hat Dietrich Bonhoeffer gefunden:
Jesus suchte schon vor Anbruch des Tages
in der Stille die Gemeinschaft mit seinem
himmlischen Vater, lange bevor die Vielfalt
des Tages ihn in Anspruch nahm (Markus
1,35): „Bevor das Ohr die unzähligen Stimmen
des Tages vernimmt, soll es in der Frühe
die Stimme des Schöpfers und Erlösers hören.
Die Stille des ersten Morgens hat Gott für sich
selbst bereitet, ihm soll sie gehören.“
(aus der Broschüre „Jahr der Stille“
(jahr-der-stille.de)
19. August 2011
Das Vorrecht (oder der Vorsprung? ) des Menschen ist weder das Töten noch die Drohung mit dem Tod. Er hat zwar den Erfindergeist zur Herstellung der perfidesten Waffen als Verfeinerung seiner Faust, denn deren Gebrauch schmerzt und das Schwingen der Keule besudelt die eigene Haut mit des Anderen Blut. Aber das Töten kann auch der Hai und der Hecht, der Wolf und der Wespenbussard. Der neue Herrscher im Löwenrudel zerfleischt den Nachwuchs seines Vorgängers. Und inzwischen ist auch belegt, das rivalisierende Schimpansenrudel sich erbitterte „Kriege“ liefern; Eindruck schindet das aufgerissene Maul eines Krokodils.
Das Vorrecht des Menschen aber ist seine Fähigkeit zum Nachdenken.
Es denkt sich aber so schlecht in Gegenwart eines entsicherten Gewehrs, im Angesicht der Furcht einflößenden Technik der Rechthaberei. Und alles Töten ist laut, selbst das lautlose Morden speziell abgerichteter Horden verhindert nicht den lautlosen Schrei, den laut klagenden Blick dessen, dem seine Stille genommen wird.
Denn zum Nachdenken bedarf es der Waffen nicht sondern des Wortes.
Bedarf es der Stille und des stillen Gesprächs.
10. August 2011
Vor der Herausforderung suche ich die Stille, um mich vorzubereiten, zu konzentrieren, die rechte Spannung aufzubauen. Danach suche ich die Ruhe mich zu entspannen, die Belastung ausklingen zu lassen, mich auszuruhen, abzuschalten, neue Kraft zu sammeln.
03. August 2011
Die größten Ereignisse - das sind nicht unsre lautesten, sondern unsre stillsten Stunden.
(Nietzsche, Also sprach Zarathustra)
02. August 2011
...Und die Jünger traten hinzu, weckten ihn auf und sprachen: Herr, rette [uns], wir kommen um! 8.26 Und er spricht zu ihnen: Was seid ihr furchtsam, Kleingläubige? Dann stand er auf und bedrohte die Winde und den See; und es entstand eine große Stille. 8.27 Die Menschen aber wunderten sich und sprachen: Was für einer ist dieser, dass auch die Winde und der See ihm gehorchen?
(Evangelium des Matthäus)
25. Juli 2011
SZ: Was ist das Schöne am Schwimmen? Das
Gleiten im Wasser? Die Abgeschiedenheit? Die Zeit für sich?
Steffen: Das ist eine der besten Fähigkeiten , die
ich habe. Und dass ich auch beim Schwimmen nicht aufhöre zu lernen.
Zu wissen: Egal, wie gut ich bin, ich darf nicht stehen bleiben,
ich muss immer wieder an mir arbeiten, das ist eine coole Lehre.
Und weil ich auch gerne rede, mag ich es, im Wasser mal
Stille um mich herum zu haben.
SZ: Man muss dann aber auch die Gedanken aushalten
können, die dann kommen.
Steffen: Das muss man, ja. Es gibt viele Menschen,
die sich am liebsten zerstreuen und sich nicht gern mit der eigenen
Lebenswelt auseinandersetzen. Ich mache das ganz gerne.
Interview in der SZ vom 23./24. 07. 2011 mit Britta Steffen, zweifache Weltmeisterin und zweifache Olympiasiegerin im Schwimmen.
22. Juli 2011
20. Juli 2011
Wir stellen fest, dass ein Klang, sobald er aufhört, spurlos verschwindet. Er ist [ ] kein Objekt, wie ein Stuhl zum Beispiel, den man in einem leeren Zimmer zurücklassen kann und der, wenn man später zurückkehrt, immer noch da ist, genauso wie vorher. Klang hat keinen Bestand in dieser Welt – er verflüchtigt sich zu Stille. [ ] Klang [ ] steht in einer permanenten und unlösbaren Beziehung zur Stille. Aus diesem Grund ist der erste Ton nie der Anfang einer Komposition. Sie entspringt der Stille, die ihr vorangeht. [ ] Ganz ähnlich wird ein Klang, falls er nicht „gehalten“ wird, wieder in Stille zurücksinken, [ ] „verklingen“. [ ] Der Klang erstirbt. Und hier haben wir vielleicht einen ersten Hinweis darauf, dass Musik etwas über unser Dasein aussagt: Vergehen durch Umwandeln in Stille, damit ist das zeitlich begrenzte Dasein des Klangs (und des Lebens) genau beschrieben.
(Daniel Barenboim, Klang ist Leben, Pantheon)
19. Juli 2011
- Die Stille ist zügellos, voller Schmerz und Unruhe, voller Ungewissheit, voller Suche nach gelassener Klarheit, besessen von der Suche nach dem treffenden Ton, dem Klang zwischen den Augenblicken der Stille. In der Stille nach einem entwickelten Klang wächst das Verständnis für die Nähe wie für die Unendlichkeit. Ein Schluss in der Musik, bei einer Rede, am Ende allen Hörbaren sollte so gestaltet sein, dass in der darauf folgenden Stille die Lust auf einen Neuanfang, die Erwartung eines Beginns wächst.
18. Juli 2011
„Sonderbar ist die Stille, die einen keuchenden
Kletterer auf dem Gipfel empfängt, eine Stille,
die nicht auf ihn gewartet hat, die sich nicht um seine Ankunft
kümmert und ihn auf eine unheimliche Weise fast verlegen macht,
jetzt, da er sein Streben erfüllt hat und stolz sein möchte, eine
Stille, die nichts von Ehrgeiz weiß....( ) Es ist, als löse sie
alles Denken auf, diese Stille, die über der Welt
ist; man hört nur noch sein eigenes Herz, das klopft, oder mitunter
den Wind, der in den Ohrmuscheln saust. Und wenn einmal eine
schwarze Dohle um die Felsen segelt und wieder mit heiserem Schrei
entschwindet, immer bleibt diese einsame Stille
zurück, die um alles Leben ist und jeden Aufschrei verschluckt, als
sei er nie gewesen, diese namenlose Stille, die
vielleicht Gott ist oder das Nichts“.
Max Frisch, Antwort aus der Stille, Suhrkamp Taschenbuch 4219
15. Juli 2011
Gioacchino Rossini, geboren 1792, schrieb bis zu seinem 37. Lebensjahr eine Reihe erfolgreicher Opern und in den folgenden 40 Jahren seines Lebens keine mehr. Seine letzte Oper, „Wilhelm Tell“, wurde bei der Premiere am 3. August 1829 in Paris nur „freundlich“ aufgenommen. War dies mit ein Grund, weshalb er der Oper entsagte? Von Richard Wagner dazu befragt, antwortete er, er sei am Ende der 20er Jahre erschöpft gewesen (burn-out, sagt man wohl heute), und er finde ohnehin, dass sich die Qualität der Sänger und auch des Publikums verschlechtert habe. Es gebe aber weitere Gründe, die ihn bewegten, Sinnvolleres zu tun., vor allem, still zu sein.
Diese Stille findet in seinem „Stabat Mater“ wohl ihren eindrücklichsten Höhepunkt.
12. Juli 2011
Tiefe Stille herrscht im Wasser,
Ohne Regung ruht das Meer,
Und bekümmert sieht der Schiffer
Glatte Fläche rings umher.
Keine Luft, von keiner Seite!
Todesstille fürchterlich!
In der ungeheuren Weite
Reget keine Welle sich.
J. W. v Goethe<
Beachte auch die Vertonungen von Beethoven und Mendelsohn
07. Juli 2011
Sommermittag Die Hitze rollt von den Dächern unter meine Schritte. Wie leichtes Fächern streift ein Schattenwind von den Alleen, und über nacktem Asphalt flimmern Seen. Meine Schritte spuren Wellen in die Seen. An den hellen Gestaden der Parkmeere bricht zum Scherbenspektrum sich das Licht. |
Auf dem Harz der Lindenblätter klebt der Staub. Die Mittagsspinne webt ihr Netz lautlos ins lüsterne Geviert, wo weder Liebe noch Belieben sich geniert. Doch ich, ich wähle diese Zeit voll offenem Verlangen. Sie ist schon frei von Überschwang, noch frei von spätem Bangen. Ich will die lichten Tage leben, der hellen Sommertage stille Zeit. Die Sonne läßt die Nähe schweben, und bis zum Horizont ist es so weit. |
05. Juli 2011
„Dazu diese Stille, diese unerträglich laute Stille, so still, dass sie jeden ihrer Atemzüge hörte, das Rauschen des Blutes in ihrem Kopf, ihren Herzschlag und ein seltsames Geräusch, das von ihren Haaren kam, wenn sie sich nur leicht bewegte. Eine wahnsinnig machende Stille.“ (Andreas Franz, Mörderische Tage)
05. Januar 2012
und nicht zu vergessen:
Stille Nacht, heilige Nacht....
auch hier ist sie die Quelle des Neuen, der Hoffnung,
zumindest die Rahmenbedingung, der Katalysator
29. Juni 2011
Sich an eine gesellschaftlich vermittelte Moral gebunden zu fühlen, verhüllt die Eigenständigkeit der Person, begrenzt die Freiheit. Die Freiheit wird erfahrbar in ihren Anfechtungen, diese verlangen eigene Entscheidungen und Gewichtungen, auch in Zwickmühlen, sie erwarten das Entwickeln einer eigenen Moral, eigene moralische Maßstäbe, in einer bewussten Entscheidung.
Diese Entscheidung verantwortlich zu treffen, bedarf es der Stille, der Stille als der Abwesenheit des Lärms. Da es keine Ohrenlider gibt, gilt es insofern, sich vom Lärm zu entfernen.
13. Juni 2011
- Von der Toscana verlangt Gernhardt durchaus eifersüchtig nicht nur Sonne, Licht, Farben, weite Blicke, Zypressen, Vogelflug, sondern dazu noch das Allerelementarste, aber auch am leichtesten Zerstörbare: Stille. Aber, oh weh, eine nicht abreißende Reihe von Lärmquellen tut sich im Laufe der Jahre auf: [] Wer Gernhardts großen Text „Du sollst nicht lärmen“ schon immer als die biblische Urkunde für eine in unserer Gesellschaft systematisch mit Füßen getretene Minderheit, eben der Lärmempfindsamen, hochhielt, der findet nun in „Toscana mia“ eine umfassende Phänomenologie des Leidens am Lärm. „Die Stille“ heißt ein kleiner eingeschalteter Essay: „Sie ist die Abwesenheit von Geräusch, so wie die Gesundheit die Abwesenheit von Krankheit und Sauberkeit die Abwesenheit von Schmutz“ Leider ist es nun um den Lärm so bestellt, dass er die meisten offenbar gar nicht stört, wie Gernhardt resignierend festhält, „schließen kann, dass die Stille das gefährdetste der drei genannten Güter ist: schwer für einen etwas einzuklagen, was der andere gar nicht vermisst.“ Stille brauchte Gernhardt nach eigenem Bekunden, um überhaupt produktiv zu werden. -
(Gustav Seibt, SZ, 11./12. Juni 2011 )
11. Juni 2011
„Ich habe in meinem Leben zu wenig gemacht und zu viel geschrieben. Ich hätte ein Handwerk lernen sollen, dann wäre ich ein glücklicher Mensch. Jetzt ist ja diese Stille da. Wenn ich was gemacht hätte, könnte ich sie füllen.....Das Alter ist ein Massaker, in dem man die Hauptrolle spielen muss.“ (Franz Xaver Kroetz, Interview in der SZ vom 10. Juni 2011)