Gerd H. Köpke
Endlich
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© 2019 Gerd H. Köpke

Was Sie erwarten können

  • Wir stellen Ihren Leguantext ins Netz
  • Wir stellen auch andere Texte von Ihnen ins Netz, wenn Sie von der Muse geküsst sind!
  • Wir werden Bilder ausstellen
  • Wir verweisen auf eigene oder fremde Fundsachen
  • Ihre (begründeten) Literaturhinweise und Theaterempfehlungen
  • ... mal sehen, wie es sich kreativ entwickelt

27. April 2010

Endlich

bestätigt sich mein unausgesprochener Verdacht. Bisher habe ich geschwiegen.

Denn wer will schon mit einer Wahrheit als politisch inkorrekt beschimpft werden. Aber: Die Neandertaler haben Sex mit unseren Vorfahren gehabt – oder umgekehrt. Jedenfalls entdeckten Wissenschaftler bei Westeuropäern und deren Abkömmlingen in anderen Erdteilen Gen-Abschnitte, die sie nicht anders erklären können. Menschen der Südsee weisen diese Gen-Abschnitte nicht auf. Für mich jedoch war lange klar: So manche Physiognomie, so manche charakterliche Deformation, die sich etwa in Fernsehsendungen mit Abkürzungstiteln (DSDS) bahnbrechen, oder in mitleidslosem Brüllen sitzend auf Aktienpaketen, in verschlagenem Appell an vorgeblich unveränderbaren wirtschaftlichen Naturgesetzen, in fahnenschwingendem Gekreische, wenn ein Rundes in ein Eckiges fliegt, in ziellosem Auf und Ab auf verschneiten Hängen erklärt sich nun als genetisches Fehlerbe einer ausgestorbenen Art.

            Da warnt Steven Hawking die Menschheit davor, den Kontakt mit Aliens aktiv zu suchen. Sie würden uns, erst aufmerksam gemacht, überfallen, ausrauben, uns möglicherweise bei Gefallen an unserm Planeten deutlich dezimieren, die Ressourcen der Erde ausbeuten und schließlich weiter ziehen. Siehe das Beispiel Amerika nach Kolumbus. Also lieber Mister Hawking. Die Aliens sind schon in einigen von uns. Wir überfallen uns, rauben uns aus, beuten die Erde aus – nur weiterziehen können wir leider noch nicht.

            Ich bin für genetische Reihenuntersuchungen. Diejenigen, bei denen man/frau Gen-Abschnitte von Neandertalern diagnostiziert, werden von Verantwortung und Prominenz in unserer Gesellschaft ausgeschlossen und für zwei, drei Generationen in die Südsee verbannt. In der Hoffnung, dass sich ihr genetisches Fehlerbe dort auswächst oder zumindest verdünnt.

Was? Wenn ich selbst auch dazu gehöre? Na, Südsee ist ja nur ein Liebesumerziehungslager.


25. März 2010

Endlich kann ich der Frau meines Lebens begegnen, und dann wird es wahrscheinlich wieder nichts:
Im Zeitmagazin dieser Woche (13/2010) gibt es unter der Rubrik „Sie sucht Ihn“ folgende Anzeige:
„An einen Weltklassemann.... Stilvolle Lady der Extraklasse mit dem gewissen Etwas – MultiMilliardärin, Anfang 50-/ 170, Witwe, völlig frei u. unabhängig,... (Traum)Frau, blonder Typ... 4-sprachig...Mit weltweiten Verbindungen zu Größen aus Politik und Wirtschaft....“
        Das ist nun wirklich ein Hinweis auf einen Neustart für die restlichen Tage und Jahre des Lebens. Und ob ich ein Weltklassemann bin? Selbstredend! Fragt sich nur, wie ich den Antworttext so formuliere, dass er von der Agentur auch an die Traumfrau weitergeleitet wird.. Alles andere wird sich dann schon entwickeln; dieser Begegnung sehe ich fiebernd selbstbewusst entgegen.
        Warum die Lady eine solche Anzeige aufgibt? Das ist doch klar: Weltklassemänner sind halt selten, ihr wird noch keiner begegnet sein. Insofern will ich da mal Maßstäbe setzen.
        Wenn nun aber diese Anzeige nur eine Falle von Herrn Bornemann ist, der aus der Flut der Briefe von mediokren Möchtgern-Milliardären die aussagekräftigen veröffentlichen möchte? Schmunzelbriefe sozusagen. Na, dann lasse ich das mal lieber sein.
        Lady, sollte es Dich wirklich geben, Du musst auf mich verzichten. In den Durchschnitt reihe ich mich nicht ein, auch nicht für eine überdurchschnittliche Milliardärin. Und außerdem: Was soll meine Frau dazu sagen? Schließlich haben wir heute Hochzeitstag.
        Am besten Sie mailen mir, was aus der Sache geworden ist. Und wenn Sie sich nicht entscheiden können zwischen all den selbsternannten Prinzen, kommen Sie einfach vorbei. Wir setzen uns zu Dritt an den großen Tisch und überlegen gemeinsam, wie durch ein Weltklasse-Umfeld (z.B. im Kultursektor) ein Weltklasse-Angebot an Partnern generiert wird.
Weltklasse beraten, sozusagen!
Nichts für ungut!

17. März 2010

Endlich erklärt sich uns die chinesische Wirtschaftskraft. China hat uns ja inzwischen als Exportnation überholt. Also gilt es, von ihnen zu lernen.
Da hat ein chinesischer Beamter über Jahre ein Tagebuch geschrieben. Er notierte akribisch, von wem er für welche Leistung wie viel Bestechungsgeld erhalten hatte (täglich). Diese zusätzlichen Einnahmen kamen nur zum Teil seiner Familie zu gute. Er gab das Geld, und als wohlhabendem Beamten boten sich ihm Angebote und Gelegenheiten genug, auch für wechselnde Geliebte aus (fast täglich) und notierte auch dies.
Nun berichten uns Kenner der chinesischen Szene, dass Pflege der Beamtenlandschaft mit Geld und Naturalien durchaus verbreitet sei. Die Regierung ginge dagegen nur halbherzig vor. Wohl weil sie weiß, dass eine funktionierende Volkswirtschaft auf eine schnell und gut zirkulierende Geldmenge angewiesen ist (siehe Leguantext Nr. 56). Dass dieser glückliche Chinese nun doch entlassen wurde, lag an einem gehörnten Ehegatten, der sich das Tagebuch besorgte und ins Internet stellte. Wie kann er als Beamter auch zweckfreier, außerehelicher Liebe nachgehen und dies auch noch notieren? Das führt doch zu Eifersucht und den mit ihr verbundenen Unwägbarkeiten.
Was lehrt uns das?
Für eine prosperierende Wirtschaft bedarf es eines nicht zu kleinen Beamtenapparates, der, weil er die Mechanismen über die jeweils branchenübliche Pflege hautnah erfährt, sehr viel über die Abläufe der Wirtschaft weiß. So kann er die Rahmenbedingungen erfolgreichen Wirtschaftens flexibel den Erfordernissen anpassen. Und dann gibt es da noch die deutsche Redensart: Der Kavalier genießt und schreibt nicht.

28. Dezember

Endlich – geht’s den Zockern an den Kragen. Da sitzt man in der VIP-Lounge bei fingerfood und Schampus, hat viel Zeit und Werte investiert, damit man auf dem grünen Rasen noch echten Kampf – 11 gegen 11 – erleben darf, fiebert mit, tritt dem Vordermann in die Sitzschale vor lauter Erregung. Und dann das: Es gibt Spieler, die wetten darauf, dass sie verlieren! Verlieren, nicht gewinnen! Die Bochumer Staatsanwaltschaft hat sogar Telefone abgehört, um diesen Zinkern auf die Spur zu kommen. Richtig so! Die gehören abgeurteilt! Ratzfatz! Und in den anderen Sportarten sollten sie gleich mit aufräumen. Man will schließlich den fairen Kampf sehen.

Wie? Gleiches Recht für alle! Da gibt es Banken wie Goldman Sachs und die Deutsche Bank, die haben an ihre Kunden Hypothekenpapiere verkauft und wetteten gleichzeitig auf deren Wertverlust? Ja, aber das ist doch was ganz anderes. Beim Sport soll es ehrlich zugehen, bitteschön, sind Sie etwa dagegen? Bei den Banken werden doch die Werte erst geschaffen, wie dieser Ackermann mal sagte.  Außerdem kennt jeder bevor er sich mit Banken einlässt das Brechtzitat: „Der Bankraub ist eine Initiative von Dilettanten, wahre Profis gründen eine Bank.“ Diese Profis in den Banken und in der Industrie sind es doch schließlich, die mit ihren teuren Plätzen in der VIP-Lounge und dem Sponsoring den fairen Spielbetrieb auf dem Rasen erst möglich machen.

Lesetipp: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/423/498712/text/

16.Dezember

Endlich ist Deutschland kein Land von Kohlsuppe und Haferbrei mehr. Jedenfalls war das ja das Urteil der Halbgötter am Topf im Gefolge von Siebeck und Co. Die Focus-Bestsellerliste weist in dieser Woche 8 Koch- von 10 Sachbüchern auf. Wobei, bei so viel feinschmecklerischem Bildungshunger, auch noch zu klären wäre, ob die Käufer des Käßmann-Buches nicht doch meinen, sie würden zu Milchprodukten aufgeklärt. Dass dieser Kochbuch-Lauf auch zu einer verbesserten heimischen Küche führt, darf ja mit Fug bezweifelt werden. Schließlich hat auch das feinherbe Dessous-Angebot eines Kaffeerösters nicht langfristig Feinripp zurückgedrängt. Insofern sollte dieses Schnellrestaurant, in dem Hackfleischplattlinge zwischen Pappdeckeln mit Salat und Tomatenscheiben verziert werden, mal überlegen, ob es nicht neben diesen Sperrbrotrundlingen auch Kochbücher verticken sollte. Wie wär’s mit einem Titel: „ Bei Siegels zu Gast“ mit erlesenen Rezepten entklumter Soßen. Wir schwelgen dann jahreszeitlich angemessen in Grünkohl mit Hafergrützwurst.


14. Dezember

Endlich bestätigt sich, dass sich über Geschmack nun doch nicht streiten lässt! Seit Jahren – nein seit Jahrzehnten sind wir uns sicher: Plastikweihnachtsbäume sind hässlich, sie bedienen nur Kunst(stoff)gefühle von Weihnachten. Ehrlicher, echter, natürlicher ist allemal der gewachsene Nadelbaum, möglichst selbst mit Axt oder Handsäge gefällt. Na sicher, der echte, ehrliche, natürliche Weihnachtskrach, ob er denn schön sei, der echte, natürliche, das gehört schon zu den echten, ehrlichen Weihnachtsemotionen dazu.

Aber eins bleibt festzuhalten, wie der Umweltminister des australischen Bundesstaates Victoria uns in Zeiten der Klimakonferenz mitteilt: Nur wenn eine Plastiktanne 17 Jahre gepflegt, gehegt und geputzt wird, lohnt sich seine Herstellung von der Klimabilanz her. So lange hält heute keine durchschnittliche Ehe mehr. Und einen Plastikbaum in eine neue Folgepartnerschaft einbringen? Igitt! Geschmack gleich Vernunft, bitteschön! Haben wir schon immer gesagt. Klimabilanz sollten wir auch bei der Schenkeritis mitdenken. Welche Wetterkapriolen verdanken wir beispielsweise den künstlichen Aufpolsterungen bestimmter Körperteile, die ja auch geschenkt werden? Ehrlicher, echter, natürlicher => klimaneutral ist angesagt.

9. Dezember [2]

Endlich die Jahresrückblicke! Das ganze Jahr über waren wir uns nicht sicher, ob wir nicht was verpasst haben. Wir zappten durch die Kanäle, lasen Zeitungen und Zeitschriften, sogar dieses „Gott sei bei uns“ der Intellektuellen, wenigstens manchmal online, mit abgewandtem Bildschirm. Bemerkenswertes, Folgenschweres, Erinnerungswertes – wer sortiert uns das? Schließlich stellen wir gegens Ende des Jahres vielleicht fest, dass wir Wichtiges verpasst haben! Ich erzähl Ihnen hier mal im Vertrauen, dass ich mir auch mit allen am Markt befindlichen Mitteln die Zähne putze – immer schön ein ums andere Mal. So verpassen meine Zähne keinen Wirkstoff. Man will ja bissfest bleiben! Aber nun diese Jahresrückblicke. Wenn wir bisher gemeint haben, die wirklich wichtigen Dinge geschehen im wirklichen Leben und die Medien berichten darüber – werch ein Illtum! Erstens geschieht nur, was eine Kamera festhält und ein BeRichter für uns einordnet. Zweitens wird immer wichtiger, was die Medien selbst inszenieren. Selbstreferenziell nennen das die Psychologen. Jahresrückblicke gehen Ihnen am Appetenzverhalten vorbei? Machen Sie sich doch Ihren eigenen! In 100 Jahren redet ohnehin kaum jemand von dem Gedöns, das da veranstaltet wird. Nur Ihre Zähne, die sind noch knackig!

9. Dezember

Endlich- dieser Stoßseufzer entfuhr sicher mancher Schulleitung, so mancher Elternvertretung, als nach dem Bankencrash und der drohenden Wirtschaftskrise mit Geldern des Konjunkturpaketes II die Schule renoviert wurde. Nicht etwa, dass die Unterhaltung von Schulen zu den Kernaufgaben der Kommunalen Selbstverwaltung gehört. Aber so manche Gemeinde hat in den letzten Jahren das knappe Geld auch für die Renovierung von Vereinsheimen oder zur Pflasterung von wichtigen Parkplätzen auf Privatgrund ausgeben müssen. Für die Erhaltung von Bausubstanz kommunaler Gebäude oder von schulischen Fachräumen fehlte es dann eben. Sicher: Die Räte haben es auch nicht einfach. Wenn der Vereinsvorstand mit stimmlichem Liebesentzug droht, was tun? Sie wollen wissen, wo Kommunalpolitiker auf das Konjunkturpaket II angewiesen sind, um ihre Hausaufgaben zu erledigen? Für Niedersachsen:

http://cdl.niedersachsen.de/blob/images/C58076922_L20.pdf.

In anderen Bundesländern wird es ähnliche Seiten geben. Wir sind optimistisch, von jetzt an werden die Schulen und Fachräume vorbildlich bedient. Schließlich ist Bildung unser einziger Schatz. Und nur wegen einer nächsten Runde der Schulbau-Renovierung können wir uns eine nächste Bankenkrise ja nicht leisten.

7. Dezember

Endlich liegt die Lösung auf dem Tisch, na wenigstens die Teillösung, zumindest für Niedersachsen. Dass wir darauf noch nicht selbst gekommen sind! Das hilft der Wirtschaft aus dem Tal. Wir schaffen für alle Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes Pelikan-Füllfederhalter an. Es gibt sie in verschiedenen Qualitätsstufen. Sie können so auch als Insignien der Gehaltsstufe fungieren. Welch bisher verschenkte Motivation! Lehrlinge – pardon – Auszubildende erhalten den Schulfüller, der Chef der Behörde den 1000er, dazwischen gibt’s ausreichend unterschiedlich ausgestattete Exemplare verschiedener Größe, auch Sonderanfertigungen mit auf die Behörde abgestimmter Gravur sind möglich. Bliebe noch festzulegen, bis zu welcher Gehaltsstufe die Tinte selber auf den Füller gezogen werden muss, für wen ein Fülldienst über den Flur huscht und wessen Schreibbolide im eigenen Vorzimmer gewartet wird. Dank Herrn Hans-Joachim Fuchtel, der als Parlamentarischer Staatssekretär im Berliner Arbeitsministerium gleich für sich eine Handvoll dieser schreibenden Zigarren bestellte. Dass er als Berliner Abgeordneter so die Heimat seiner neuen Chefin unterstützt, Hochachtung! Und all die Krakelkugelschreiber aus Fernost – endlich Schluss damit, Stichwort Abwrackprämie. Schließlich fahren wir ja dienstlich auch nicht mit Kutschen aus Fernost übers Land, warum dann über Papier?

Was aber mit den Mitarbeiterinnen des Öffentlichen Dienstes? Mit den Chefinnen? Ob sie durch Schreibzigarren zu motivieren sind?