Gerd H. Köpke
Leguane 41 - 50
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© 2022 Gerd H. Köpke

Was Sie erwarten können

  • Wir stellen Ihren Leguantext ins Netz
  • Wir stellen auch andere Texte von Ihnen ins Netz, wenn Sie von der Muse geküsst sind!
  • Wir werden Bilder ausstellen
  • Wir verweisen auf eigene oder fremde Fundsachen
  • Ihre (begründeten) Literaturhinweise und Theaterempfehlungen
  • ... mal sehen, wie es sich kreativ entwickelt

41. und 42.

Der Ackergaul, der Ackergaul
war in der Jugend äußerst faul.
Er lernte nicht das Oxer-Springen,
noch wollte ihm Dressur gelingen.
Das Pferderennen im Oval
empfand er als zwecklose Qual.
So sagt der Bauer: „Selber Schuld,
ich hatte schon zu viel Geduld.
Ich brauch dich auf dem Felde nie,
da ist der Trecker mein Genie.
Zum Abdecker ohne Gejaul!
Der Ackergaul, der Ackergaul.

 

Die Laubrente, die Laubrente
reicht sicher nicht zur Leibrente.
Die Menge Laubs fällt nur im Herbst,
dass Du durch Fegen Taler erbst
von einem Nachbarn, dessen Bäume
die Blätter werfen über Säume
auf Deinen schmalen Lattifund,
auf deinen wohlgepflegten Grund.
So hilft Dir nicht das Blätter zählen,
auch wenn Dich die paar Blätter quälen.
Mach drum dem Nachbarstreit ein Ende,
verzichte klug auf die Laubrente.

43. und 44.

Der Tintenfisch, der Tintenfisch
setzt sich mit einem Butt zu Tisch.
Sie wollen beide Nudeln testen,
die schwarzen Nudeln sein die besten,
hat ihnen ein Delphin verraten.
Der Tintenfisch äß lieber Braten.
Der Butt weiß zudem ganz genau:
Die schwarze Tinte glänzt schwarzblau
und stammt von einer alten Krake.
Der Nudelbäcker nimmt die Lake
um seine Nudeln einzuschwärzen.
Der Tisch gedeckt mit Tang und Kerzen.
Der Butt verschweigt sein Wissen weise.
Sein Freund ekelt sich nudlig leise.
So sitzen beide stumm am Tisch,
der Harung und der Tintenfisch.

 

Die Miesmuschel, die Miesmuschel
fühlt sich gestört durch das Gehuschel
der vielen kleinen Elbe-Stinte.
Doch sie klebt fest und keine Tinte
jagt diese Stinte in die Flucht.
Wenn ihre Klebe nicht noch fester
als Uhus oder Patexs bester
Klebstoff wäre,
so ungefähre,
dann könnte sie aus dieser Bucht
ins weite Meer sich lassen treiben
und ungestintstört bleiben.
Das weite Meer wär auch nicht nur Gekuschel
der Miesmuschel, der Miesmuschel.

45. und 46.

Der Wattenwurm, der Wattenwurm
versteckt sich tief bei starkem Sturm,
tief in des Wattes Schlick.
Der Sturm brüllt über Watt und Land.
Der blanke Hans mit harter Hand
versucht an Land sein Glück,
bricht gurgelnd gischtig durch den Deich.
Dem Wattenwurm wird mulmig bleich.
So hilft ihm doch kein Weh und Ach,
es reißt ihn mit Gewalt der Bach
tief in der Marschen Weiden.
Er muss es eben leiden.
„Ich komme aus dem Priel -
gibt mir der Regenwurm Asyl?“
So ist das mit dem Nordseesturm;
der Wattenwurm, der Wattenwurm.

 

Ein Feldhase, ein Feldhase
trifft sich im Wald mit seiner Base.
Doch in des dunklen Waldes Schatten
fühlt er nicht frei sich wie auf Matten.
Im Wald kann er nicht Haken schlagen,
wenn Nebenbuhler ihn verjagen
und er Panier ergreifen muss.
Doch hinter Bäumen einen Kuss
ganz züchtig und mit Achtsamkeit,
das geht im Wald wohl nicht zu weit!
Die Base zieht ihn in den Farn
und flüstert ihm: „Was für ein Schmarrn!
Ich will sofort mit dir Ekstase.
Mir bist du heute mein Waldhase!“

47. und 48.

Der Angsthase, der Angsthase
hat eine Katastrophen-Nase.
Kaum dass ein kühler Luftzug weht,
sieht man ihn eingemummelt gehen.
Kaum dass die Sonn` am Himmel steht,
ist er mit Sonnenmilch versehen.
Des Nachts in seinem kleinen Haus
schaltet er nicht die Leuchten aus.
Denn schließlich gibt’s den schwarzen Mann,
der durch ein Fenster steigen kann.
Wenn Angsthas nur Gefahr vermutet,
ist er Adrenalin geflutet.
Letztendlich hilft nur Suizid!
Der Tod als einzig Perfektid
gibt einzig Sicherheit dem Leben.
Wer will dem Chaos sich ergeben?
So ist jetzt Schluss mit der Emphase
für Angsthase, für Angsthase.

Die Hornisse, die Hornisse
meldet sich zum Fernseh-Quize.
Zwar im falschen Studio
grüßt man sie mit viel Hallo,
lässt sie auf der Bühne singen
und im Röckchen hüpf und springen.
Niemand, sagt die Jury dann,
könne so erotisch brummen.
Elegant auch wie ein Schwan
tanze sie zum Summen.
Jetzt sei sie ein Superstar!
„Das find ich nicht wunderbar,
da zahl ich die Promi-Zeche.
Heute bin ich die Duchesse,
morgen bin ich schon vergesse.
Wenn ich jedoch Promis steche,
vergessen sie nie die Prämisse:
Im Notfall sticht sie, die Hornisse.“

49. und 50.

Der Suizid, der Suizid,
mit dem man aus dem Leben flieht,
lohnt sich nur, wenn er reversibel,
das Rückkehr-Datum auch flexibel.
Du kehrst zurück nach hundert Jahren,
hast keine Nach- und Vor-Vorfahren,
die dir dann deine Stimmung gerben,
brauchst dich nicht kümmern um die Erben.

Dein Kapital ist gut verzinst,
dass dich das Saldo groß angrinst.
Die Schuldner modern in den Grüften!
So könntest wirklich du verdüften.
Doch da das leider nicht geschieht
vermeide bloß den Suizid.

Der Papagei, der Papagei
ist Fachmann für Dampfplauderei.
Wenn er mit wiederholten Sätzen
den Unflat anderer soll schwätzen,
dann stellt er sich totalo dumm
als Lustbarkeit und Medium.
Doch Laute, die nicht ihn betreffen,
kann er besonders gut nachäffen.
Er weiß intuitiv genau,
er gilt dann als besonders schlau,
wenn er Fremdlaute von sich gibt,
die er und andre nicht verstehen.
Auch wenn er weiß, dass er nur piept,
der Ara kann nicht widerstehen
und parliert stolz dideldumdei,
der Papagei, der Papagei.