Gerd H. Köpke
Leguane 21 - 30
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© 2022 Gerd H. Köpke

Was Sie erwarten können

  • Wir stellen Ihren Leguantext ins Netz
  • Wir stellen auch andere Texte von Ihnen ins Netz, wenn Sie von der Muse geküsst sind!
  • Wir werden Bilder ausstellen
  • Wir verweisen auf eigene oder fremde Fundsachen
  • Ihre (begründeten) Literaturhinweise und Theaterempfehlungen
  • ... mal sehen, wie es sich kreativ entwickelt

21. und 22.

Der Regenwurm, der Regenwurm
erklettert einen Aussichtsturm.
Den Horizont einmal erblicken,
das wäre sicher ein Entzücken!
Doch stellt er angekommen fest,
er sieht nicht Süd, er sieht nicht West.
So merkt er bald, dass weit hier oben
Auch raue, kalte Winde toben.
Er fragt sich: „ Habe ich die Augen,
die für die klare Fernsicht taugen?
Was soll ich hier ohne Monokel,
das macht mir ohnehin kein`n Jokel.“
Er springt kopfüber in den Sturm,
der Regenwurm, der Regenwurm.

 

Der Orang U, der Orang U
flicht sich aus Tang nen Gummischuh.
Den zieht er an, läuft er am Strand
auf weißem und auch heißem Sand.
Doch springt wie Tarzan er in Bäumen,
dann darf er keinesfalls versäumen,
die Füße aus dem Tang zu ziehen,
sonst kann vor Menschen er nicht fliehen.
Zum Glück schrein die zur Warnung „Tang!“
Er brüllt zurück, sie stoppen bang.
Und wäre das mitnichten so,
dann hieß der Orang U: Tang O.

23. und 24.

Der Kolibri, der Kolibri
entwickelt tiefe Sympathie
für eine Seidenorchidee.
Er labt aus ihr Kokains Schnee,
vom Hort des unbekannten Schnupfers.
Nach manisch-depressivem Hupfer
stellt er mit trockner Zunge fest:
Das Kokain gibt ihm den Rest.
Es fehlt ihm doch köstliches Nass.
So sucht er sich ein Eichenfass
aus dem er Rotwein saugen kann.
Das ist gesund und schlägt in Bann.
Dann fällt in tiefe Apathie
der Kolibri, der Kolibri.

Der Albatros, der Albatros
fährt Fahrstuhl bis zum Dachgeschoss,
entsteigt dort flatternd der Kabine.
Die Fahrstuhltür als Guillotine
zupft manche Feder aus dem Flügel.
Der Vogel fühlt sich wie nach Prügel.
Die Luke zwar führt ihn aufs Dach.
Dort dann die Lüfte zwingen! – ach,
das will vor Schwäche nicht gelingen.
Es fehlt die Kraft in seinen Schwingen.
Wär er nur vor die Tür gegangen,
dann glosten nicht die blassen Wangen.
Wär er vom Boden abgehoben,
dann flöge er schon himmeloben.
Zur Kur liegt jetzt im Erdgeschoss
der Albatros auf der Terross.

25. und 26.

Die Hauskatze, die Hauskatze
leckt hungrig sich die Haustatze.
Doch Lecken schärft die Krallen nicht.
Und außerdem bei Tageslicht
verstecken sich die Mäuse
und machen keine noise.
Doch knurrt der Magen dennoch laut.
Wer schließlich auf die Dose haut,
den Nippel durch die Lasche zieht
(weil eine Dose ja nicht flieht),
das ist wohl keine Haustatze
der Hauskatze, der Hauskatze.

 

Der Kakadu, der Kakadu
Findet im Käfig keine Ruh.
Wär er als Eremit geboren,
könnt er im Urwald noch rumoren.
Doch hinter silbrig Käfigdraht,
das einzig Grüne ist Salat,
fehlt ihm zum Kaka-Ich das Du
für ein verliebtes Rendezvous,
das dort im Urwald, Blatt für Blatt,
als Urlaub stattzufinden hat.
Im Haus als Frauchens Schoßtier fristen?
Das ist kein Platz zum Kaka-Nisten.
Zur Freiheit fehlt ein Passepartout
Dem Kakadu, dem Kakadu.

27. und 28.

Die Kirchenmaus, die Kirchenmaus
lebt wahrlich nicht in Saus und Braus.
Die seltenen Oblatenkrümel,
vom Messwein muffige Arymel,
und fällt ein Cent aus der Kollekte
gibt das dem Hunger nicht Konfekte.
Doch zugig ist’s und bitterkalt,
wo nur die Orgel widerhallt.
Wo’s keinen Käse gibt noch Rahm,
bist du ob Mann ob Maus einsam.
Kein Neider stellt je eine Falle,
am Kreuz hängt keine femme fatale.
Warum nehm ich hier nicht Reißaus?
ich arme kleine Kirchenmaus.

 

Der Adebar, der Adebar,
als er noch Klapperstorch einst war,
brachte die Kinder  ungeplant
auch Eltern, denen nichts geschwant.
Doch wo gibt’s noch den Poggenteich
Mit Frosches oder Menschenlaich?
Mit Pille oder Gummitüten
Kann frau den Klapperstorch verhüten.
So kommt die Rente in Gefahr –
Der Adebar, der Adebar.

29. und 30.

Die Milka-Kuh, die lila Kuh
Ist mit dem schwarzen Schaf per du.
Sich mit ihm an die Bar zu setzen
Und über weiße Schafe hetzen,
schwarzbunte Kühe zu belächeln,
Tequila, Whiskey, Cognac zecheln,
belohnt die Seele und bedöst.
Wenn Alkohol die Zunge löst,
hält sich das Schaf für König Löwe,

erkennt die Kuh als lila Möwe,
fühlt sich die Kuh als lila Pause,
wankt schokoladig süß nach Hause.
Dann muht das Schaf und blökt die Kuh,
die Milka-Kuh, die lila Kuh.       

Der Goldfasan, der Goldfasan
legt Tag und Nacht den Goldfrack an.
Denn über Tage will er glänzen
mit seinen goldnen Federschwänzen.
Er wirft sich gockelnd in die Brust,
aus rauer Kehle gluckst die Lust.
Des Nachts auf Bällen stolz stolzieren,
bei Modenschauen cat-walkieren,
den roten Teppich erlustieren!
Im Nachtkleid selbst noch eitelkieren:
Das lässt in Goldfasanenbetten
verhaken sich die Goldpailletten.
So wird dann schnell der Braus zum Zaus,
das Gold bleibt matt, die Federn kraus.
Und keiner sieht ihn sich mehr an,
den Goldfasan, den Goldfasan.